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25.04.2024
39. Zürcher Logistik-Kolloquium: Ein voller Erfolg mit drei inspirierenden Praxis-Referaten und rund 60 Gästen
Einzigartige Einblicke in Entwicklungen und Erfolge aus der Praxis am 39. Zürcher Logistik-Kolloquium
Wegweisende Entwicklungen sind auch in der Logistik nötig – und möglich! Das zeigt 2024 das 39. Zürcher Logistik-Kolloquium der Dr. Acél & Partner AG in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung (IWF) mit seinen Leuchtturmprojekten «Agil & Nachhaltig».
Das Zürcher Logistik-Kolloquium im Dozentenfoyer der ETH Zürich mit drei inspirierenden Praxis-Referaten und rund 60 Gästen aus Industrie und Wirtschaft war wieder ein voller Erfolg!
Nach der Begrüssung durch Dr. Peter Acél und Prof. Dr. Konrad Wegener startete Fabian Gerdes, Leiter der Outbound Logistik bei der Salzgitter Flachstahl GmbH, in die Vortragsreihe. Unter dem Titel «Logistics for Circular Solutions» referierte er über die Ziele, Stahl und Rohstoffe nachhaltig in Kreisläufen zu transportieren und den Beitrag der Stahlherstellung für das Erreichen der Klimaziele.
Nach einer kurzen Vorstellung des Salzgitter-Konzerns ging Gerdes auf ihre Massnahmen ein, die zur Treibhausgasneutralität führen sollen. Hierbei konzentrierte er sich auf eine eigens entwickelte Lösung. Dank dem Konzept Salzgitter Low CO2 Steelmaking (SALCOS®) soll mit dem sog. Carbon-Direct-Avoidance-Verfahren (CDA) und der Verwendung von Wasserstoff anstelle von Kohlenstoff als Reduktionsmittel nahezu CO2-frei Stahl produziert und bis 2033 über 95% des CO2-Ausstosses reduziert werden.
Die nächste Herausforderung liegt darin, die grünen Produkte auch grün zu transportieren. Inbound sind jährlich ca. 11.5 Mio. Tonnen Material, Outbound ca. 3.25 Mio. auf Schienen, mit LKWs oder Binnenschiffen unterwegs. Die Transporte steigen, während die allgemeine Infrastruktur stagniert. Die Salzgitter Flachstahl hat es daher selbst in die Hand genommen, nachhaltige und innovative Lösungen zu entwickeln. Dazu gehören u. a. das neue Zugprüfkonzept «Ontrail», Kamerabrücken, die mit KI an Zügen erkennen, wie beschädigt die Abdeckungen sind und ob die Ware trocken bei den Kunden ankommen kann. Weiter die Entwicklung eines elektrisch angetriebenen Binnenschiffs, das auch bei niedrigem Wasserstand noch fährt.
Den zweiten Vortrag hielt Rico von Burg, Produkt Manager bei der Fraisa SA in Bellach, über die Logistik bei der Aufbereitung bereits verwendeter Werkzeuge. Die Fraisa hat sich auf die Herstellung von Präzisionswerkzeugen spezialisiert inkl. Sonderanfertigungen und die Auffrischung von verschlissenem Werkzeug.
Damit leitete von Burg über zur Kernkompetenz der Fraisa: FRAISA ReTool®. Dieser Service umfasst die schnelle Aufbereitung bereits verwendeter Werkzeuge, damit diese wieder für die gleiche Arbeit eingesetzt werden können – mit 100% Leistungsgarantie. Dies hebt die Fraisa wesentlich von ihrer Konkurrenz ab, die die verschlissenen Werkzeuge lediglich downcylcen. Im Schnitt können so Werkzeuge 2.3mal neu aufbereitet werden. Damit der One Piece Flow bei rund 350'000 Aufbereitungen pro Jahr funktioniert und auch einzigartige und komplexe Werkzeuggeometrien oder individuelle Kundenwünsche berücksichtigt werden können, hilft ein DataMatrix-Code, der alle Information über das Produkt enthält. Aufträge können so zusammengefasst, Werkzeuge aber dennoch einzeln durch die vollautomatisierte Produktion gesteuert werden.
Dank digitalen Prozessen, autonomen Maschinenbetrieb werden Mitarbeitende viel effizienter eingesetzt. Und natürlich wird durch die Verwendung frisch aufbereiteter Werkzeuge anstatt neu produzierter über 50% CO2 eingespart.
Das dritte und letzte Thema des Abends stellte Dr. Peter Rutishauser, Gründer der Equatis AG, vor. Mit dem Titel «Vom Grosshändler zum Markenhersteller» ging es bei ihm um den Neuaufbau einer europaweiten Lieferkette, nachdem der bisherige Lieferant durch Insolvenz ausgefallen ist. Seine Präsentation machte Rutishauser am Beispiel der Firma Trisport fest. Trisport vertrieb Fitnessgeräte der Marke Kettler. Das Problem: Kettler musste dreimal Insolvenz anmelden. Schon bei den ersten beiden Vorfällen hat Rutishauser zusammen mit der Trisport einen Plan B geschmiedet, der dann bei der dritten Insolvenz zum Zuge kam. Trisport erwarb die Markenrechte von Kettler Sportgeräten. Sie stand nun allerdings vor der enormen Herausforderung, die Aktivitäten ohne Betriebsübergang und ohne deren Altlasten neu aufzubauen und möglichst unterbruchsfrei die Marktversorgung sicherzustellen.
Um das zu schaffen, mussten neue Konzepte her: Straffung des Sortiments, angepasste Mengenplanung und die Stärkung des Vertrauens der Händler in die Firma einerseits, aber auch des chinesischen Produzenten der Geräte. Beim Aufbau der neuen Logistikkette vom Produzenten in China nach Europa hat die Dr. Acél & Partner AG massgeblich mitgeholfen, in 6 Wochen die europaweite Verteilung aufzubauen.
Das Fazit, das Rutishauser aus dem Projekt zieht, ist, dass dieses ganze Unterfangen ohne starkes persönliches Netzwerk innerhalb und ausserhalb des Unternehmens wohl kaum so erfolgreich gewesen wäre.
Nach einer abschliessenden Diskussionsrunde und einem Schlusswort von Prof. Dr. Konrad Wegener nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Ideenaustausch und Networking bei einem köstlichen Apéro und trotz tristem Wetter mit beeindruckender Aussicht auf die Stadt Zürich und den See.
http://www.acel.ch/
Jedes Jahr im Frühling findet das traditionelle Zürcher Logistik-Kolloquium statt. Bei diesem Anlass stellen jeweils drei oder mehr Manager der Schweizer Wirtschaft ihre Leuchtturmprojekte vor.