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24.11.2015
 
  
Coca-Cola: Testet einen Service-Roboter
    
Was wäre, wenn ein Getränk zu mir kommt, wenn ich durstig bin? Wenn ich am Flughafen oder in einem Einkaufszentrum den Automaten nicht ewig suchen muss, sondern mir einfach ein gekühltes Getränk bringen lasse? Im Berliner Büro testet Coca-Cola einen Service-Roboter. Nachfolgend ein Bericht mit den gemachten Erfahrungen mit einem Prototypen.

MEIN NEUER KOLLEGE ist nur einen Meter groß, ein bisschen unterkühlt und nicht sehr gesprächig. Trotzdem weiß ich wenige Minuten nach unserer ersten Begegnung, dass ich ihn am liebsten nie wieder gehen lassen möchte. Unsere Wege kreuzten sich heute Mittag, als ich randvoll mit Lasagne und ziemlich durstig aus der Mittagspause zurück ins Foyer komme. Geschmeidig und fast geräuschlos schiebt er sich mir in den Weg. Während ich verblüfft stehenbleibe, gleitet er weiter Richtung Besucherecke, bremst vor einer Frau auf dem Sofa, lässt sich geduldig den Bauch betasten und gibt schließlich eine eiskalte Coca-Cola Life heraus. Dann macht er kehrt und schnurrt weg. Ich hinterher. Ich ahne, dass dies eine visionäre Begegnung werden könnte.

Mein Name ist Roboter, Service-Roboter.
In einem Konferenzraum treffe ich ihn wieder. „GoCart“ steht auf seiner Brust. GoCart wird umzingelt von einem sechsköpfigen Team, das sich offensichtlich über seinen eben absolvierten Einsatz freut. Mittendrin: zwei Kollegen, die mir das Robo-Rätsel erklären.

Im Kern steht die Frage, wie Coca-Cola einen noch besseren Service bieten kann. Getränkeautomaten sind eine prima Sache und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, aber sie haben einen großen Nachteil: Sie stehen nur herum. Meistens nicht da, wo gerade jemand Durst hat. Da kam eine zufällige Begegnung auf der IFA im Jahr 2014 gerade Recht. Entwickler von Yujin Robot, einer Roboterfirma aus Südkorea, stellten dort ihre neueste Erfindung vor: einen Roboter, der in Krankenhäusern oder Altersheimen Serviceaufgaben übernehmen kann – von der Lieferung frischer Bettwäsche über Essen bis hin zu Medikamenten. Der Roboter soll Angestellten den Rücken freihalten für wichtigere Aufgaben, indem er diese eher banalen Tätigkeiten übernimmt. Das Konzept hat meine Kollegen sofort überzeugt und bald wurde die Frage diskutiert, ob GoCart auch kalte Getränke transportieren kann, an Orten wie Bahnhofshallen oder Shopping Malls. Einige Monate Tüftelei später war klar, dass er es kann, zumindest in der Theorie. Zeit also für einen ersten Probelauf im echten Leben: bei Coca-Cola in Berlin!

Woher weiß der Roboter, wo ich bin?
Jetzt bin ich dran. Ich will mir vom Roboter eine Coca-Cola bringen lassen. Doch wie zum Teufel funktioniert das Ding genau? Meine Kollegin Gabi erklärt es mir: Über einen Ableger der GetHappy-App von Coca-Cola funke ich GoCart an und bestelle mein Wahlgetränk. Über die App lokalisiert GoCart meinen Standort, lässt sich im Lager mit einem gekühlten Getränk bestücken und macht sich dann auf den Weg zu mir. In der Zwischenzeit habe ich einen Code aufs Handy bekommen, mit dem ich die Bauchtür des Roboters öffnen kann.

GoCart flitzt herbei, kommt kurz vor mir zum Stehen und – Frechheit! – gähnt laut, als ich nicht umgehend reagiere. Schnell den Code eintippen und schon halte ich meine Coke in den Händen! Es ist mir ein Rätsel, wie der Roboter seinen Weg zu mir findet, ohne gegen Wände zu fahren oder Kollegen anzurempeln. Die Techniker von Yujin haben die Antwort: zwei Stereo-Kameras, zwei 3D-Sensoren und einige technische Finessen, die ich nicht verstehe. Außerdem – und diesen Punkt finde ich wirklich charmant – waren die Entwickler vorher mit ihm in unserem Gebäude spazieren. Damit er sich an alles gewöhnt und in seinem Computerhirn eine Art Grundriss anlegt, an dem er sich orientieren kann. Irgendwie niedlich.

Ist der Roboter eigentlich eine Sie oder ein Er?, frage ich. Der Entwickler grinst. „Wir hatten mal einen kleinen Prototypen, das war eine Sie. Das jetzige Modell ist größer und stärker, das ist ein Er.“

Ob der Getränke-Roboter für Coca-Cola eines Tages in größerem Stil eingesetzt wird, ist noch völlig offen. Bisher gibt es nichts Vergleichbares auf dem deutschen Getränkemarkt, das sich so geschmeidig in die mobile, digitale Welt integriert. Wie auch immer das Fazit nach diesem ersten Probeeinsatz sein wird – fest steht für mich: Mein Freund GoCart hat heute einen ziemlich guten Job gemacht.


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